Freie Forschung für eine freie Gesellschaft!

img579Der folgende Vorstellungstext erschien im Februar 2013 zuerst in der Ausgabe Nummer 8 der „Tante Paul„, der Hochschulpolitischen Zeitung aus Bremen. Er beleuchtet die Ansichten und Tätigkeiten des Instituts für Sydikalismusforschung (Syfo)

Das Institut für Syndikalismusforschung (Bremen)

„Für mich ist [das] Axiom, dass gute Bücher, die beste Universität ersetzen, unentwegt gültig geblieben, und ich bin noch heute überzeugt, dass man ein ausgezeichneter Philosoph, Historiker, Philologe, Jurist und was immer werden kann, ohne je eine Universität oder sogar ein Gymnasium besucht zu haben […] So praktisch, handlich und heilsam der akademische Betrieb für die Durchschnittsbegabung sein mag, so entbehrlich scheint er mir für individuell produktive Naturen, bei denen er sich sogar im Sinn einer Hemmung auszuwirken vermag.“

(Stefan Zweig: Die Welt von gestern)

Selbstorganisiert studieren und forschen? Eine wahrlich utopische Vorstellung in Zeiten sich verschärfender Studienordnungen und dem der Verwertungs- und Profitlogik untergeordnetem Betrieb, auch an der Uni. Kann es eine Forschung geben, deren stärkstes Fundament in Gegenseitiger Hilfe und Eigenengagement besteht? Wer sich im bürgerlichen Lehr- und Wissenschaftsbetrieb im Sinne einer freien Gesellschaft einsetzt, stößt schnell an Grenzen und hat mit breit gefächerten, widrigen Umständen zu kämpfen. Immer gibt es Personen und Institutionen, denen man es irgendwie recht machen muß, nicht nur bei der Lockermachung von Geldern, sondern auch im Kampf um Kontakte und Reputationen. Auch mit guten Absichten ist man in diesem Geflecht an Lobbygruppen schnell gefangen, und unmerklich beginnt auch das Denken, sich nach Nützlichkeitserwägungen auszurichten, sich dem anzupassen und dem Opportunismus anheim zu fallen. Zudem ist der herkömmliche Wissenschaftsbetrieb unglaublich schwerfällig. Die Akteure haben sich dort beruflich eingerichtet. Forschung untersteht dem Geldverdienen und oftmals dem im Kapitalismus sehr verständlichen Motto: Viel verdienen mit möglichst wenig Aufwand. Forschungsprojekte dauern dann auch dementsprechend lange. Aber kommen wir so zu einer freien Gesellschaft?

Kann eine solche aufgebaut werden, wenn die Forschung nach den Regeln der alten bürgerlichen Gesellschaft funktioniert? Oder sind vielmehr die ökonomischen und politischen Kämpfe unserer Zeit für unser Handeln ausschlaggebend? Sowohl die Forschungsfelder als auch die Forschungsmethoden sollten unserem Zukunftsideal möglichst nahe kommen. Um es vorweg zu nehmen: Es funktioniert und ist sehr effizient, auf die eigenen Kräfte zu vertrauen, statt sich anderen Kräften anzuvertrauen! Bewußt jenseits eingefahrener Strukturen zu arbeiten, bring ungeahnte Produktivität, quantitativ, wie qualitativ.

Das Institut für Syndikalismusforschung aus Bremen steht für eine möglichst souveräne Forschung und Publizistik. Der Leitsatz lautet: „Das Institut für Syndikalismusforschung verfolgt die Aufgabe, die praktischen Aktivitäten der syndikalistischen Bewegung auf historisch-theoretischer Ebene zu begleiten. Dazu gehören die Tätigkeitsbereiche: Forschen, Archivieren, Publizieren, sowie die Beratung im Sinne freiheitlich-emanzipatorischen Wirkens.“

Der Syndikalismus ist eine sozialistische Gewerkschafts- und Kulturbewegung jenseits sozialdemokratischer oder kommunistischer Organisation. Ziel ist eine nach föderalistischen Prinzipien aufgebaute klassenlose Gesellschaft. Einen ihrer mächtigsten historischen Ausdrücke fand diese Bewegung in der Spanischen Revolution von 1936. In Deutschland hatte die Organisation „Freie Arbeiter-Union Deutschlands“ (FAUD) zu Beginn der 1920er Jahre über 100.000 Mitglieder. Syndikalistische Kampfmethoden der „direkten Aktion“, selbstorganisierter Streiks und Boykottbewegungen finden Anklang in den vielfältigen und aktuellen sozialen Kämpfen.

img577Die Geschichte dieser Kämpfe und Organisationen aufzuarbeiten und für heutige Bewegungen nutzbar zu machen, ist eine zentrale Aufgabe des Instituts für Syndikalismusforschung. Unsere Zusammenarbeit ist vielfältig und reicht von Aktivistengruppen der sozialen Bewegungen, darunter die „Freien Arbeiterinnen- und Arbeiter Union“ (FAU) und „Anarcho-Syndikalistischen Jugend“ (ASJ) über Archive und Zeitzeugen bis hin zu Forschungsabsichten und -projekten an Schulen und Universitäten. Hausarbeiten, Referate und Abschlußarbeiten, die unser Themengebiet betreffen oder streifen, unterstützen wir gerne. Wir haben wertvolle Kontakte, das Wissen über Archiv- und Bibliotheksbestände und Erfahrung mit Recherche, Texterstellung, sowie in der Publizistik. Wir arbeiten frei und unabhängig.

Das Institut für Syndikalismusforschung versteht sich als Wissenschafts- und Forschungspool, als Ausgangsbasis effektiver und lustvoller Zusammenarbeit. Es gibt ein Jahrbuch heraus mit den Titel „Syfo – Forschung& Bewegung“, sowie die Schriftenreihe „Edition Syfo“, betreibt eine zentrale Internetseite, einen Info-Blog und ein Archiv. Die Mitarbeiter publizieren eine ganze Reihe von Büchern und Artikeln, Rezensieren neue Werke und pflegen vielerlei Kontakte.

Wir wollen am Zahn der Zeit präsent sein, Schritt für Schritt mit der praktischen Bewegung und richten unsere Projekte entsprechend aus. Die Autoren des Instituts machen Bücher zu den Themen Syndikalismus und Anarchismus, die für die heutige Bewegung, beispielsweise im Jugend- oder Antifabereich, hilfreich sein können, wie diese Buchauswahl verdeutlicht:

Kein Befehlen, kein Gehorchen! Die Geschichte der syndikalistisch-anarchistischen Jugend in Deutschland seit 1918!“

Schwarze Scharen. Anarcho-Syndikalistische Arbeiterwehr 1929 bis 1933“

Auch der Lokalgeschichte haben wir uns gewidmet, unter anderem mit:

Frei die Stadt! Bremens syndikalistischer Stadtführer“

Neben dem deutschsprachigen Bereich hat das Institut Forschungsschwerpunkte in Osteuropa, besonders in der Ukraine, Russland und Rumänien.

Das alles leisten wir mit Hilfe gegenseitiger Hilfe und Solidarität, ohne Bezahlungen, Zuschüsse, oder Förderungen. Wer wirklich will, kann es erlernen und tun! An die Stelle einer elitären Wissenschaft setzten wir auf eine Wissenschaft zum Mitmachen, oder besser noch: zum Selbermachen.

Interessiert dich die Geschichte syndikalistischer oder anarchistischer Bewegung? Brauchst du Hilfe bei der Recherche oder Feedback? Findest du es spannend, frei und möglichst unabhängig zu forschen?

Dann kontaktier uns, wir freuen uns über Dein Interesse und mögliche Zusammenarbeit.

Kontakte über:

Institut für Syndikalismusforschung

Postfach 140470,

D-28094 Bremen

email: institut[a]syndikalismusforschung.info

https://syndikalismusforschung.wordpress.com

http://www.syndikalismusforschung.info

http://de-de.facebook.com/pages/Institut-f%C3%BCr-Syndikalismusforschung/150168228372730

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