Geht es um anarcho-syndikalistischen Antifaschismus, so steht meist der Spanische Bürgerkrieg im Fokus. In seinem Buch „Schwarze Scharen“ widmet sich Helge Döhring hingegen den antifaschistischen Aktivitäten in der Weimarer Republik. Die Schwarzen Scharen waren anarcho-syndikalistische Arbeiterwehren, die Ende der 1920er Jahre in Deutschland entstanden. Politisch waren sie mit der Freien Arbeiter Union Deutschlands (FAUD) und der Anarchosyndikalistischen Jugend (ASJ) verbunden. 1931 zählten die Schwarzen Scharen nur zirka 285 Mitglieder, doch trotz dieser geringen Größe waren die Ortsgruppen zum Teil sehr aktiv. Sie schützten eigene Veranstaltungen vor Naziübergriffen, organisierten Kundgebungen, waren propagandistisch und publizistisch tätig und beteiligten sich an strömungsübergreifenden Organisationsversuchen.
Den Einstieg in das Thema schafft Helge Döhring durch eine gelungene kurze Erläuterung des Anarchosyndikalismus und dessen Historie in Deutschland. Bevor er sich den Schwarzen Scharen zuwendet, wird die anarcho-syndikalistische Faschismusanalyse vorgestellt. Interessant sind vor allem die Beschreibungen der Strukturen und Aktivitäten der Schwarzen Scharen vor Ort sowie die Dokumentation einer Veranstaltung mit dem Spanienkämpfer Heinrich Friedetzky
In dem Buch sind viele historische Dokumente nachgedruckt, doch leider sind die meisten auf Grund der Qualität kaum oder gar nicht lesbar. Des Weiteren hätte ein Organisations- und Abkürzungsverzeichnis dem Buch gut getan. Es befindet sich am Ende zwar ein Index mit Orts,- Personen und Organisations-Register, doch bei der Vielzahl an Organisationen hilft dies nicht wirklich weiter.
Wer sich mit dem Antifaschismus in der Weimarer Republik auseinandersetzt, sollte sich bewusst sein, dass es neben Rotfrontkämpferbund, Antifaschistische Aktion und Eiserne Front weitere linke Gruppierungen gab, die sich den Nazis entgegenstellten. Die Schwarzen Scharen waren eine davon. Helge Döhring hat mit diesem Buch einen Teil antifaschistischer Geschichte aufgegriffen.
Erschienen in: „Lotta. Antifaschistische Zeitung aus NRW, Rheinland Pfalz und Hessen“, Nr. 46/Winter 2011/12